Wie geht’s deiner Pilea so?

plantKeine Ahnung, wovon ich rede? Von Pflanzen natürlich, genauer von Zimmerpflanzen. Denen widmet sich nämlich „Plant love. Die perfekte Zimmerpflanze für jede Ecke“ von Alys Fowler (ulmer Verlag). Nach wie vor habe ich noch nicht für jeden Standort die perfekte Begrünung und so sterben Alpenveilchen und Mosaikpflanze bei mir nach wenigen Wochen einen schleichenden Tod. Warum genau, das habe ich noch nicht herausgefunden, aber nach dieser Lektüre erhoffe ich mir neue Erkenntnisse hierzu.

Bevor das Buch sich den einzelnen Pflanzen zuwendet, bekommen wir erst einmal eine ausführlich Einleitung zum Wesen der grünen Mitbewohner. Dass wir sie quasi aus ihrer natürlichen Umgebung reißen (in etwa wie die Tiere im Zoo) und ihnen daheim nie das Umfeld bieten können, das die Natur zur Verfügung stellen würden. Stattdessen können wir ein bisschen Gott spielen und über Leben und Ableben entscheiden, indem wir ihnen notwendige Bedürfnisse verweigern. Klingt hart, ist aber halt so. Wir erfahren, wie wir unsere Zimmerpflanzen glücklich machen und, was es mit C4-Pflanzen und C3-Pflanzena auf sich hat, was CAM-Pflanzen auszeichnet und, weshalb jeder Topf ein Abzugsloch haben sollte. Ich gebe zu, dass ich schon nach wenigen Seiten ein richtig schlechtes Gewissen habe, wie viele von ihnen ich umgebracht habe und wie wenig optimal es die derzeit bei mir lebenden offensichtlich haben. Überleben statt leben scheint hier die Devise zu sein. Da muss ich dringend ein bisschen was ändern. Auch zu den Themen „Wässern“, „Lichteinfall“, „Wärme“, „Umtopfen“ und „Düngen“ erfahre ich viel Essenzielles. Ich glaube, wenn meine Pflanzen reden könnten, würden die mir ganz schön was erzählen von wegen artgerechte Haltung und so.

Super finde ich das Schaubild, das einem erklärt, was man falsch macht, wenn diverse Schädlinge oder Schäden an der Pflanze zu erkennen sind. Und wenn ich es denn mal schaffe, dass es den Pflanzen richtig gut geht, weiß ich dank des Ratgebers auch schon, wie ich richtig vermehre. Was man bei der Teilung beachten muss oder auch, wie Schösslinge, Kindel und Ausläufer zu behandeln sind, wird genau erklärt. Dann gibt es noch eine schöne Übersicht, bei der man nach dem vorhandenen Voraussetzungen (Lichteinfall und Temperatur) die passenden Mitbewohner auswählen kann.
Wer gerne selbst ziehen möchte, findet noch die Hinweise zu Kaffee, Chili, Avocado, Basilikum, Zitronengras und Zitruspflanzen, wobei ich  die Anleitung für den Kaffee schon sehr ambitioniert finde. Das dauert schlicht ewig. Da bleibe ich dann wohl eher doch dabei, meine grüne Zierde zu kaufen. Womit wir passenderweise bei den Pflanzenportraits wären. „Haworthia“, „Aeonium“, „Echeveria“, „Sedum“, „Crassula“, „Kalanchoe“ und weitere Vertreter der Sukkulanten machen den Anfang. Alle Pflanzen werden in einem Steckbrief erklärt, verschiedene Variationen, Anforderungen und der Wasserbedarf das gesamte Jahr über werden abgebildet. Zudem gibt es eine Info darüber, aus was für einer natürlichen Umgebung die Pflanze stammt. Mich persönlich reizen hier ja besonders die „Lithops“, also die lebenden Steine, wobei es zwei bis drei Jahre dauert bis ich nach der Aussaat mein Ergebnis bewundern kann. Das ist mir ein bisschen arg lange, gebe ich zu. Dann gibt es aus den Reihen der Kakteen unter anderem Infos zu Cereus, Opuntia microdasys, Rhipsalis. Danach wird es mit fleischfressenden Pflanzen etwas spezieller: Drosera, Dionaea muscipula, Pinguicula, Nepenthes und Sarracenia. Ebenfalls nicht ganz alltäglich sind die so genannten Bromelien, die teils gänzlich ohne Erde und gießen auskommen, weil sie auf Gestein wachsen und sich ihre Flüssigkeit aus der Luftfeuchtigkeit ziehen. Hier gibt es zum Beispiel Tillandsia, Aechmea fasciatia, Yucca, Euphorbia, Ceropegia inearis subsp. woodii und Guzmania im Porträt. Davon wohnen tatsächlich einige bei mir und ich bin erstaunt, was ich doch noch so alles lernen kann.
An der Seite ist das Buch nach den Lichtanforderungen der Pflanzen unterteilt so dass wir uns von den Sonnen-Freunden langsam zu den Dunkel-Liebhabern bewegen. Das macht ja durchaus Sinn, wenn man für einen speziellen Standort die passende Begrünung sucht. Gute Idee.

Es folgen Palmen (okay, ich dachte bislang, dass Yucca eine Palme ist?!) mit Howea forsteriana, Rhapsis excelsa, Fucis, Chlorophytum comosum, Jasminum polyanthum, Peperomia und Pilea. Im letzten Kapitel gibt es dann noch Farne und ich bin wiederum erstaunt, was alles hierzu gezählt wird: Asparagus, Asplenium, Nephorlepsis exaltata und Phlebodium Pseudoaureum kann ich ja auf den ersten Blick nachvollziehen, aber Streptocarpus, Begonia, Aspidistria elatior, Schefflara. Calathea – nein, irgendwie macht das so gar keinen Sinn. An etlichen Stellen zuvor habe ich ja schon gezweifelt, aber hier glaube ich langsam nicht mehr, dass ich das System des Buches verstanden habe oder es ein System gibt. Zumindest nicht, was die Kategorisierung betrifft. Abgesehen davon aber ein sehr informatives und gutes Buch, das mich bestimmt demnächst mal in den Gartenmarkt begleiten darf.